In Schottland ist es eine gängige Praxis: Das kleine und langsam wachsende Hochlandrind wird mit einer schwereren Robustrinderrasse gekreuzt um mehr Fleisch zu bekommen. Eine geeignete Rasse ist zum Beispiel das französische Aubrac-Rind. Eine 150 Jahre alte Robustrinderrasse aus der Auvergne, die direkt vom Auerochsen abstammt. Das Kloster Aubrac in 1350m Höhe, am Pilgerpfad des Jakobsweges gelegen, hielt diese Nutzrasse aus dreierlei Gründen: Mönche und Pilger wurden mit Fleisch und Milchprodukten versorgt und die Tiere wurden zur Feldarbeit genutzt.
Kreuzt man diese beiden Rassen potentieren sich die genetischen Vorzüge in der nachfolgenden Generation. Unter der Gebrauchskreuzungszucht versteht man das Anpaaren von zwei verschiedenen Rassen, um die genetischen Vorzüge beider Rassen zu nützen. „Grundsätzlich gilt: Je weniger verwandt zwei Rassen sind, desto grösser der Heterosiseffekt (Verbesserung der Eigenschaften) und je tiefer die Heritabilität (Erblichkeit) eines Merkmals, desto grösser der Heterosiseffekt. Wirtschaftlich sehr wichtige Eigenschaften wie Langlebigkeit, Stoffwechseltoleranz, Fruchtbarkeit und Persistenz sind solche Eigenschaften mit tiefen Erblichkeiten.“ (bioaktuell.ch) Das hochwertige Fleich der Hochlandrinder wird mit dem höheren Schlachtgewicht kombiniert.
„Da auch reinrassige Aubrac-Kälber relativ klein sind, wenn sie zur Welt kommen, haben die Hochlandkühe bei der Geburt keine Probleme. Erst in den darauf folgenden Monaten zeigen sich die Größenunterschiede: 280 bis 300 Kilogramm wiegen die weiblichen Kreuzungstiere mit zwei Jahren, das Anderthalbfache ihrer schottischen Artgenossen. Die Bullen erreichen rund 350 Kilogramm“, erläutert Landwirt Günter Bayer, der seit Jahren Hochlandrinder mit Aubrac kreuzt. Genauso wie Hochlandrinder sind die französischen Robustrinder äusserst genügsam, widerstandsfähig und umgänglich. Sie können ebenfalls ganzjährig im Freien gehalten werden.
Wir haben 2007 den Aubrac-Bullen Taxo gekauft und ihn mit zwei unserer Mutterkühe gekreuzt. Die Nachkommen von Taxo sehen fast aus wie schwarze Schottische Hochlandrinder. Caramba und Toro sind etwas größer als ihre Hochlandrinder-Geschwister und haben kürzeres Fell. Gestern ist der erste Enkel von Taxo geboren worden: Ein graues, gesundes Kalb, was bisher nicht von einem reinrassigem Highland-Kälbchen zu unterscheiden ist.
Caramba und ihre Nachfahren werden ein kleiner Teil unserer sonst reinrassigen Herde bleiben, sie bringen neben etwas französischen Flair ausserdem noch einige Kilos mehr auf die Waage.